Vita
„Darf man einfach mal behaupten, dass noch niemand so für den Jazz komponiert hat wie Rebecca Trescher?“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Rebecca Trescher (*1986 in Tübingen) lebt und arbeitet als freischaffende Komponistin, Klarinettistin und Bandleaderin in Nürnberg und Berlin. Getrieben von einer unbändigen Neugier und Experimentierfreude zwischen Jazz und sinfonisch geprägter Zeitgenössischer Musik, hat sie sich einen hervorragenden Namen in der deutschen und internationalen Jazzszene erarbeitet. Die Natur und ihre Kompositionsideen stehen dabei meist in enger Verbindung zueinander; ihre Musik hat etwas Geerdetes und gleichzeitig etwas Luftiges. Zu ihren Vorbildern gehören Größen verschiedener musikalischer Stile wie Björk, Bob Brookmeyer, Miles Davis, Gil Evans, Radiohead, Maurice Ravel, Wayne Shorter, Igor Stravinsky sowie Questlove. Trescher erschafft mit ihren Kompositionen einen einzigartigen kreativen Klangraum – nie plakativ, sondern assoziativ und organisch. Ihr Ansatz, von einer Ruhe in der Musik aus, mit wenigen Tönen sinfonisch anmutende, poetische Spannungsbögen aufzubauen, begeistert Kritiker wie Publikum gleichermaßen.
Rebecca Trescher wuchs in einer Familie mit vier Geschwistern auf. Schon als Kind entwickelte sie ihre große Leidenschaft für die Klarinette. Um sich klassischen Musikunterricht und später das Studium finanzieren zu können, begann sie früh mit Aushilfsjobs. Neben der Klarinette, lernte sie Flöte, E-Bass und Gitarre. Schon zu Schulzeiten war sie fasziniert von der Improvisation und entwickelte erste kleine Melodien an der Klarinette und am Bass. Sie studierte an der Hochschule für Musik Nürnberg Jazzklarinette und Komposition (Diplom und Master of Music, 2008-2015), gefolgt von einem weiteren Master of Music im Fach Komposition an der Hochschule für Musik und Theater München.
Rebecca Trescher ist ein gern gesehener Gast auf Festivals. Ihre Konzerte werden regelmäßig vom Bayerischen Rundfunk sowie von Arte mitgeschnitten und gestreamed. Auf internationalen Konzertbühnen ist sie vor allem mit dem Rebecca Trescher Tentett und dem Rebecca Trescher Quartett zu hören, aber auch im Duo mit dem griechischen Gitarristen Giorgos Tabakis sowie als Solokünstlerin. Sie erhielt zahlreiche Förderungen und Preise für ihr künstlerisches Schaffen, u.a. ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg 2014, den Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg 2015, eine „Artist in Residency“ im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop, den Bayerischen Kunstförderpreis 2017, den Wolfram-von-Eschenbach Förderpreis 2021 und den Deutschen Jazzpreis für die „Komposition des Jahres 2022“. Im gleichen Jahr wurde sie in der Kritikerumfrage des renommierten „Downbeat Magazine“ zum „Rising Star Clarinet“ gewählt.
Ihre Begeisterung für große Klangkörper und ungewöhnliche instrumentale Besetzungen brachte sie vor zehn Jahren dazu, ihr eigenes Large Ensemble zu gründen, mit dem sie experimentieren konnte: das Ensemble 11. Der bewusste Verzicht auf Blechblasinstrumente ermöglichte ihr hier, einen weichen, sinfonischen und impressionistischen Sound zu kreieren, der trotz elf Stimmen oft einen kammermusikalischen Charakter hatte. Im Jahr 2019 sehnte sie sich jedoch nach einer Veränderung der Klangfarben ohne klassische Flöte und Stimme: Als Weiterentwicklung aus dem Ensemble 11 ging das 2022 mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnete Rebecca Trescher Tentett hervor. Durch die einzigartige und vielschichtige Besetzung aus mehreren Saxophonen, Klarinette, Cello, Konzertharfe, Klavier, Vibraphon, Trompete, Bass und Schlagzeug entstehen außergewöhnliche, berührende akustische Fahrten entlang Rebecca Treschers sensibler Kompositionen. Seit der Gründung des Tentetts verlässt sich die Bandleaderin außerdem auf einen festen Toningenieur, der selbst Musiker und Produzent ist, immer bei Konzerten mitreist und den Live-Sound abmischt.
Rebecca Trescher schrieb verschiedene Auftragskompositionen, u.a. eine 120-minütige Konzertmusik zum Stummfilmepos „Oktober“ von Sergej Eisenstein für die Stadt Nürnberg. In der Nürnberger Tafelhalle veranstaltet sie als „Artist in Residence“ seit 2017 ihre eigene interdisziplinäre Konzertreihe, zu der sie Gastkünstler:innen aus den Bereichen Tanz, Literatur, Videoperformance und Musik einlädt. Sie engagiert sich u.a. als Juryvorsitzende beim Leipziger Jazznachwuchspreis und wurde in den Gutachterausschuss der Bayerischen Kunstförderpreise in der Sparte Musik und Tanz im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst berufen. Seit 2008 unterrichtet sie den künstlerischen Nachwuchs, seit dem Wintersemester 2022 lehrt sie in den Fächern Ensembleleitung Jazz, Combo und Improvisation an der Hochschule für Musik Nürnberg.
Rebecca Trescher ist nicht nur ein Multitalent, sondern auch eine tiefsinnige Beobachterin. Oft wird sie für ihre Kompositionen durch den Perspektivwechsel in der Natur angeregt, vor allem durch Spaziergänge im Wald, aber nicht immer: Im Jahr 2019/2020 war sie „Artist in Residence“ an der Cité internationales des Arts de Paris 2019. Das Schlendern durch die Straßen von Paris inspirierte sie zu ihrem ausgezeichneten vierteiligen Werkzyklus „Paris Zyklus | The Spirit of the Streets“ (2022 bei Enja veröffentlicht). Bis dato hat Rebecca Trescher sieben Alben unter eigenem Namen veröffentlicht.
Im Mai 2024 wird ihre achte Veröffentlichung „Character Pieces“ bei Enja erscheinen. Mit ihrem Tentett wird sie 2024 u.a. auf der Jazzahead in Bremen sowie im Opernhaus Bonn zu hören sein. Im September 2024 wird sie für eine neue Produktion für den Deutschlandfunk in Köln komponieren.
Preise & Auszeichnungen
- 2022 Rising Star „Clarinet“ Downbeat Magazine
- 2022 Deutscher Jazzpreis „Komposition des Jahres“
- 2022 Nominierung Deutscher Jazzpreis „Großes Ensemble des Jahres“
- 2022 Neuer Deutscher Jazzpreis mit dem Rebecca Trescher Tentett
- 2021 Wolfram-von-Eschenbach Förderpreis
- 2021 Auszeichnung zur Künstlerin der Europäischen Metropolregion Nürnberg
- 2019 Artist in Residence an der Cité Internationale des Arts in Paris
- 2019, 2017, 2014 CD-Produktion mit BR-KLASSIK im Studio Franken Nürnberg
- 2017 Bayerischer Kunstförderpreis mit ENSEMBLE 11
- 2016 Artist in Residence, Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
- 2015 Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg
- 2014 Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg
Presse
„Eine subtile Klangmalerin auf den Spuren großer Impressionisten, die mit ihrem Tentett eine ganz eigene Handschrift entwickelt hat und die trotzdem immer den Blick nach vorne gerichtet hat“ (12/2021 DLF)
„Die 35-jährige Klarinettistin, Komponistin und Bandleaderin Rebecca Trescher liefert mit ihrem Tentett nicht nur eine persönliche Erinnerung an Pariser Tage, vielmehr ihr Meisterwerk ab.“ (Jazzpodium, Feb 2022)
„Rebecca Trescher sollte man im Auge beziehungsweise Ohr behalten – dies- und jenseits des Atlantiks.“ (Münchner Merkur, 01/2023)
„Es erklingt eine organisch anmutende Verbindung zwischen Jazz und „Wie sie sich Zeit für ihre ausführlichen und manchmal vertrackten Themenexpositionen lässt, so gibt sie auch den Improvisatoren genügend freien Spielraum. Meist hat sie für jeden Solisten eigene Backgrounds erfunden. Plan und Freiheit erhalten durch die Komposition ein gemeinsames Gefüge, und die hervorragenden Improvisatoren machen aus dem jeweiligen Stück eine abgerundete, in sich schlüssige Tondichtung. Die Kompositionen erhalten einen Werkcharakter, durchaus im klassischen Sinne.“ (Benno Bartsch, Jazzpodium Feb 2022)
„Harfe, Cello und Flöten spielen prominente Rollen im ungewöhnlich besetzten Ensemble, sinfonische Dichtungen impressionistischer Komponisten wie Debussy dürften Treschers Klangideal ebenso stark beeinflusst haben wie in der afroamerikanischen Tradition stehende mittelgroße Ensembles, etwa eines Charles Mingus.“ (Münchner Merkur, 01/2023)
„Die Grenzen zwischen durchkomponierter, detailreich ausarrangierter Kunstmusik und inspirierter, spontan aus dem Augenblick geschöpfter Improvisation werden hier ganz lässig verwischt.“ (Nürnberger Nachrichten – Peter Gruner)